“Geh deinen Weg ruhig inmitten von Lärm und Hast und wisse, welchen Frieden die Stille schenken mag.“
Irischer Segenswunsch
Physiologische Grundlagen von Stress
Was kann unter Stress verstanden werden?
- Stress steht im englischen für Druck oder Anspannung.
- In der Materialprüfung wird unter Stress das Testen von Glas oder Metallen auf ihre Belastungsfähigkeit verstanden.
- Biologisch gesehen beschrieb 1950 der Mediziner Selye den Stress-Begriff als “unspezifische Reaktion des Körpers auf jede an ihn gestellte Anforderung.”
- Neutral betrachtet ist Stress ein Spannungszustand, der sowohl positiv als auch negativ für den Menschen sein kann.
- Nach dem Psychologen Lazarus beginnt Stress im Kopf. Das heißt, dass das subjektive Erleben und Empfinden eine sehr große Rolle spielt. Nach ihm entsteht Stress somit immer im Zusammenspiel zwischen situativen Anforderungen und individuellen Beurteilungen.
Wie entsteht Stress?
Stress steht in enger Verbindung mit unserem Nervensystem, welches sich in das willkürliche und unwillkürliche Nervensystem aufteilt.
Das willkürliche Nervensystem enthält alle Nerven, die wir für bewusste Bewegungen benötigen.
Das unwillkürliche Nervensystem steuert die Funktionen, die sich unserem Einfluss überwiegend entziehen. Da Organe dieses Systems nicht steuerbar sind wird es auch vegetatives oder autonomes Nervensystem genannt. Emotionen bewirken Veränderungen des unwillkürlichen Nervensystems.
In der folgenden Grafik möchte ich Ihnen bildlich darstellen, wie Stress auf neuronaler und biologischer Ebene abläuft.
Zum Ablauf
Am Beginn des Ablaufes steht immer ein äußerlicher Reiz, eine Situation. Im Gefühlsgehirn, dem sogenannten limbischen System, wird dann individuell in der Amygdala entschieden, ob die Situation eine Bedrohung für den Körper darstellt oder nicht.
Bei einer positiven Bewertung der Amygdala werden Glückshormone ausgeschüttet, es entstehen positive Gefühle, kein Stress!
Bei einer echten oder gefühlten Bedrohung sieht die Sache anders aus. Es wird sofort unbewusst im Stammhirn das Autonome Nervensystem über die Sympathikus-Nebennierenmark-Achse (SNA-Achse) aktiviert und die Hormone Nordadrenalin und Adrenalin ausgeschüttet, um die Bedrohung abzuwehren.
Körperlich passiert jetzt folgendes:
– Kreislauf fährt hoch
– Atmung, Puls, Blutdruck steigen
– Verdauungsvorgänge fahren herunter
Dieser Vorgang wird auch als „Kampf oder Flucht“ Syndrom bezeichnet.
Früher war diese Reaktion bei akuter Gefahr überlebenswichtig. Heute gibt es sehr selten Situationen, in denen eine wirkliche Gefahr besteht. Eher sind es gefühlte individuelle Gefahren die Stress bereiten, wie Ängste, Konflikte, Störungen und vieles mehr.
Aber egal welche Bedrohung vorliegt, wird die Situation erfolgreich gemeistert, normalisiert sich das System über den Parasympathikus wieder. Damit dieses passiert sind persönlichen Ressourcen wichtig. Hier können AT und andere Entspannungsmethoden hilfreich sein.
Bleibt die Stresssituation und die emotionalen/psychosozialen Stressoren werden nicht aufgelöst, wird die Freisetzung von Nordadrenalin nicht herunter gefahren. Das heißt nach ca. 15 - 20 Minuten setzt die Produktion von Cortisol über die Hypothalamus-Hyppphysen-Achse (HAP-Achse) ein.
Eigentlich ist Cortisol ein Anti-Stress Hormon und schützt Sie vor den negativen Folgen von Stress und wirkt entzündungshemmend. Hält dieser Zustand aber über längere Zeit an oder wird chronisch, wird der Körper konstant mit Blutzucker versorgt und es folgt
– Infektanfälligkeit (geschwächtes Immunsystem)
– hoher Bluthochdruck und Herzerkrankungen
– Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Depression
– Konzentrationsprobleme und Gedächtnisschwund
– …
bevor es durch eine Erschöpfung der Nebenniere zu einer chronischen Unterversorgung mit Cortisol kommt.(Nebennierenrindeninsuffizienz)
Fazit:
Stress erkennen und bewältigen ist daher eine wichtige Prämisse. Durch die Aktivierung des Nervensystems setzt der Sympathikus die notwendige Energie für schwierige Situationen frei, während dessen durch Entspannung der Parasympathikus das System wieder herunter fährt. Je schneller dieses passiert, um so besser für Körper, Geist und Seele.
Entspannung wird erlangt, indem Stress verursachende Gedanken, Emotionen, Einstellungen, Motive und Bilder verändert werden und der Körper von Stressempfinden auf Ruhe wechselt. Entspannungsreaktionen können Gefühle des Wohlbefindens, der inneren Ruhe und Lockerheit sein.
Tiefere Entspannungszustände, in den das Unterbewusstsein angesprochen wird erreicht der Körper durch systematische Entspannungsverfahren. Hier kann Autogenes Training einen wichtigen Beitrag leisten und für schnelle, mentale Klarheit und Entspannung sorgen.
Genügend Schlaf und ausreichend Bewegung sind ebenfalls bekannte Faktoren zur Stressüberwindung. So werden die Nebennieren positiv beeinflusst und gesunde T-Zellen und Killerzellen gebildet.
Positiven Auswirkungen von Entspannungsmethoden:
- Gelassenheit
- Schmerzlinderung und Reduzierung der Spannung der Muskulatur
- Schutz vor Außenreizen wie Geräuschen
- Bessere Konzentration
- Positive Veränderung des Herzkreislaufsystems
- positiver Umgang mit Konflikten
Einsatz von Entspannungsverfahren
- Einsatz von Entspannungsverfahren:
- Bluthochdruck
- Koronare Herzerkrankungen
- Störungen im Magen-Darmtrakt
- Kopfschmerzen
- Schlafstörungen
- Belastungs- und Anpassungsstörungen
- Angststörungen
- Sprechstörungen
- Aufmerksamkeitsdefizit